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Mensch! Diese Landschaft!

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Obwohl es auf diesem Aussichtspunkt in den Ankumer Höhen mit seinem vielen Grün recht idyllisch und natürlich aussieht, lässt sich gerade von hier aus in vielfacher Hinsicht beobachten, wie der Mensch die Landschaft geprägt hat, indem er die natürlichen Ressourcen, die sich ihm jeweils boten, intensiv für sich genutzt hat.

Zunächst einmal fällt Ihr Blick sicherlich auf die Sandgrube. Sie ist nur eine von vielen in den Ankumer Höhen. Sand ist selbstverständlich ein ganz wichtiger Rohstoff. Denken Sie nur daran: Kein Bau ohne Sand, kein Glas ohne Sand!

Wenn Sie nun über die Sandgrube Richtung Südwesten hinwegschauen, lässt sich am Horizont ein weiterer Höhenzug erkennen. Es ist der von hier aus rund 30 km entfernte Teutoburger Wald, der sich in west-östlicher Richtung vom Tecklenburger Land bis in den Kreis Lippe erstreckt.

Im Gegensatz zu den Ankumer Höhen, die vorwiegend aus Sand bestehen, weil sie eiszeitlichen Ursprungs sind und vor etwa 190.000 Jahren durch einen riesigen Gletscher aufgetürmt wurden, ist der Teutoburger Wald ein echtes Gebirge. Es wurde durch tektonische Bewegungen innerhalb der Erdkruste schon vor etwa 95 Millionen Jahren aufgefaltet und ist damit weit älter.

Der Teutoburger Wald besteht aus zwei parallel verlaufenden Schichtkämmen. Der eine besteht aus Sandstein, dh. einem über Jahrmillionen hinweg versteinerten Sandstrand. Der andere besteht aus Kalkstein, einem uralten versteinerten Meeresboden. Beide Rohstoffe werden vor Ort in Steinbrüchen in großem Stil abgebaut. Der Sandstein diente bereits im Mittelalter als begehrtes Baumaterial, der Kalk wird zumeist von der Zementindustrie genutzt.

Dem Teutoburger Wald vorgelagert ist der Schafberg bei Ibbenbüren. Dieser ist gut an dem Kohlekraftwerk auf seinem Rücken erkennbar. Dort wurde noch bis August 2018 Steinkohle gefördert. Diese Kohle entstand aus einem 300 Millionen Jahre alten Sumpf und wurde im Zuge der tektonischen Bewegung, der auch der Teutoburger Wald zu verdanken ist, Richtung Erdoberfläche gedrückt. Mit Fördertiefen von bis zu 1.600 Metern zählten die Schachtanlagen in Ibbenbüren zu den tiefsten Kohleabbaurevieren in ganz Europa. In der Spitze arbeiteten hier einmal siebeneinhalb tausend Menschen. Neben der Zeche Prosper-Haniel im Ruhrgebiet war das Bergwerk Ibbenbüren eines der letzten zwei deutschen Steinkohlenbergwerke.

Trotz aller liebgewordenen Traditionen und den Aufwendungen für einen notwendigen Strukturwandel ist es angesichts des Klimawandels sicherlich ein Akt der Vernunft, zukünftig auf die Verbrennung fossiler Energieträger zu verzichten. Die Zeichen des Umdenkens in Richtung erneuerbarer Energien sind ebenfalls von hier aus zu sehen: Die Windräder des Windparks Voltlage-Höckel aus dem Jahr 2006 mit ihrer Gesamtleistung von 10,5 MW.

Sand, Sand und nochmals Sand!

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Sandstrand, Sandpapier, Sandkuchen, Sandstrahler, Sandkasten, Sanduhr, Scheuersand. Sand – wie Sand am Meer!

Eigentlich gibt es kaum etwas Alltäglicheres für uns als Sand, so alltäglich, dass wir uns vielleicht noch nie darüber Gedanken gemacht haben, was Sand eigentlich ist.
Wahrscheinlich ist es schon etwas her, dass Sie Sand einmal genauer betrachtet haben oder durch Ihre Finger haben gleiten lassen. Wenn er fein genug ist, ist er samtweich, aber das einzelne Sandkorn ist im wahrsten Sinne des Wortes steinhart.
Stellen Sie sich ein Gebirge vor. Über Jahrmillionen hinweg ist es beständig Wasser und Wind ausgesetzt. Infolgedessen erodiert das Gestein langsam, aber sicher. Seine Substanz ist jedoch nicht einfach verschwunden, sondern findet sich nun in Form von kleinen und kleinsten Mineralkörnern wieder. Es ist Sand entstanden! Und nun haben die Naturkräfte ein noch leichteres Spiel, ihn zu transportieren. Denken Sie nur daran, wie manchmal der Wind sogar Sand aus der Sahara zu uns weht!
Hier in den Ankumer Höhen haben wir es allerdings weniger mit den Kräften des Windes zu tun als mit denen des Wassers, des gefrorenen Wassers und des Schmelzwassers.
Als während der Saale-Eiszeit vor rund 190.000 Jahren hier der Rand eines riesigen Gletschers lag, dürfte seine Farbe nicht durchsichtig und blauschimmernd gewesen sein, sondern schmutziggrau. Auf seinem weiten Weg aus Skandinavien bis hierher schleppte er nämlich tonnenweise Gestein mit sich, das durch den Transport mit dem Eis zu Sand und Kies zerkleinert wurde. Besonders an seinen Rändern schob der Gletscher einem riesigen halbkreisförmigen Wall vor sich her. Mit dem Abschmelzen ließ er seinen gesamten Ballast an Ort und Stelle zurück. So blieben hier am ehemaligen Rand des Gletschers die riesigen Sandanhäufungen, eine sog. Endmoräne übrig, die wir heute als Ankumer Höhen und Dammer Berge kennen.
Unter unseren Füßen liegen also mächtige Sandschichten, deren Ausmaße in den zahlreichen örtlichen Sandgruben deutlich werden. Diese Sandgruben – eine von ihnen können Sie von Ihrem Standpunkt aus sehen - sind hervorragende Fenster in die Erdgeschichte. Die an den Steilwänden erkennbaren Strukturen, Schichtungen und Farben ermöglichen den Fachleuten, genau abzulesen, wie die eiszeitliche Entwicklung unserer Landschaft abgelaufen sein muss.
Folgen Sie dem TERRA.track Wacholderhain und erfahren Sie an den Infotafeln im Wacholderhain, wie der Sand der Ankumer Höhen das Leben in dieser Landschaft geprägt hat.