Hinterlist führt Römer auf Abwege

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So muss es nun enden! Ich, Segestes, vornehmster der Cherusker muss hier mit ansehen, wie dieser Wildfang Arminius das Überleben des ganzen Stammes auf´s Spiel setzt! Und das durch furchtbaren Verrat!
Dass der Stärkeren Tribut verlangen, ist schon immer so gewesen. Und die Römer sind stärker als jedes andere Volk, von dem ich jemals gehört habe. Ihre unzähligen Krieger sind schwer bewaffnet. Sie gehorchen ihren Anführern auf´s Wort und sie können uneinnehmbare Festungen aus dem Boden stampfen. Sich ihnen in den Weg zu stellen, bedeutet den sicheren Tod. Ihr Herr heißt Publius Quintilius Varus, aber er ist selbst nur ein Diener, denn so viele Soldaten er auch hat, der Kaiser in Rom hat noch um Vieles mehr!
Varus war über den Sommer bei uns zu Gast. Er trieb Steuern ein und sprach Recht nach Art der Römer, was zugegeben keinem von uns wirklich gefiel.
Aber nun dieser Arminius, ein Fürstensohn unseres Volkes, der als Geisel in Rom aufgewachsen ist. Er hat als Offizier bei den Römern Karriere gemacht und weiß sich gut zu präsentieren, ein Blender! Er hat sich das Vertrauen des Varus erschlichen und ebenso das unserer Häuptlinge. Und so spielt er nun den einen gegen den anderen aus.
Als die Römer zurück zum Rhein marschierten, sah Arminius seine Stunde gekommen. Ich warnte Varus zwar, aber er wollte nichts davon hören und fühlte sich allzu sicher mit seinen drei Legionen, fast 18000 Mann.
Während des Marsches erreichte die Römer ein Hilferuf, ein Aufstand sei in der Nähe ausgebrochen und sie müssten rasch eingreifen. Arminius ermunterte Varus dazu, seine Armee abseits der direkten Marschroute in die Wildnis zu führen. Wenig später war der Verräter verschwunden.
Tagelang regnete es. Die Wege wurden immer unpassierbarer. Bald brachen immer wieder germanische Krieger aus dem Wald hervor und überschütteten die Legionäre mit Speeren. Arminius hatte ihre Schwäche entdeckt: Sie waren hier mit ihrer Ausrüstung viel zu behäbig, um den Gegner zu stellen. Über Tage hinweg steigerten sich die Angriffe mehr und mehr, während sich die immer schwächer werdenden Römer nach Westen schleppten, in der Hoffnung, doch noch den rettenden Rhein zu erreichen.
Doch diese Hoffnung ist vergebens! Genau hier an dieser Stelle wird Arminius den Sack zubinden: Schaut Richtung Norden! Der Berg schiebt sich genau in die Marschrichtung der Römer als unüberwindliches Hindernis, denn die Gefolgsleute des Arminius haben nicht weit von hier die Hänge mit einem Erdwall befestigt. Zudem beginnt am Fuß des Berges das Moor, in das kein Römer entfliehen kann.
Ich habe gehört, dass Varus sich in sein Schwert geworfen hat. Dann ist er tot und hat es schon hinter sich. Doch die Reste seiner Legionen werden hier am Fuße des Berges sein Schicksal teilen.
Arminius hat heute das Unmögliche möglich gemacht, doch die Götter mögen uns vor der Rache Roms schützen!

Ein Turm auf dem Meeresgrund?

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Dieser Turm steht auf dem Meeresgrund! Glauben Sie nicht? Es ist aber tatsächlich so, nur dass dieses Meer in der Jura vor etwa 150 Millionen Jahren existierte. Auf seinem Grund sammelten sich große Mengen an Kalkablagerungen an, die im Laufe der Zeit zu Gestein verdichtet wurde. So finden sich in den Steinbrüchen am Nordhang des Berges auch zahlreiche versteinerte Muscheln. Diese Kalksteinschicht, die weiter nördlich noch tief unter der Erde ruht, wölbte sich hier zum Kalkrieser Berg auf und noch ein Stück weiter südlich zum Kamm des Wiehengebirges, der als schmaler Höhenzug im Süden zu sehen ist und sich in Ost-West-Richtung erstreckt.
In der weiten Ebene Richtung Norden entwickelten sich nach der letzten Eiszeit großflächige Moore, die sich einer Besiedlung des Menschen weitgehend entzogen. Diese urtümliche und unwirtliche Landschaft ist übrigens die Kulisse des weltgeschichtlich bedeutsamen Dramas, das sich am Fuße dieses Berges abgespielt hat. Die schon geschwächten Legionen des Varus hatten sich unter Angriffen der Germanen tagelang durch Wildnis und Unwetter gekämpft, bis sie hier am Kalkrieser Berg eingekeilt zwischen Berg und Moor aufgerieben wurden. Die Funde, die im Museumspark Kalkriese ausgestellt werden, geben ein beredtes Zeugnis davon ab.
Von diesem Moor ist heute allerdings kaum noch etwas übrig geblieben. Durch Entwässerung und Torfabbau verschwanden ab dem 16. Jahrhundert fast alle natürlichen Moorflächen. Heute versucht der Naturschutz, die wenigen Restflächen zu erhalten oder die Moorbildung neu in Gang zu bringen. Einen Eindruck über Moornutzung und Moorkultur erhalten Sie übrigens im Naturschutzgebiet Venner Moor einige Kilometer nördlich von hier. Begrenzt wird die einstige Moorebene durch zwei Endmoränenzüge, Hügelketten, die die Gletscher der Eiszeit vor sich her schoben und auf diese Weise auftürmten: links die Ankumer Höhen und weiter rechts die Dammer Berge.
Am Fuße unseres Aussichtsturms treffen übrigens drei bekannte Wanderwege aufeinander: der Diva Walk, der Mühlenweg und der Arminiusweg. Auf Ihnen lässt sich die Region mit ihren vielfältigen naturkundlichen, historischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten wunderbar erschließen.
Werfen Sie zuletzt einen Blick nach Süden: Vielleicht haben Sie ja Glück und die Sicht reicht heute bis nach Osnabrück und dem Turm seiner Katharinenkirche.