Mosasaurier Muscheln: Faszination Fossilien

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In Geologenkreisen ist der Stemweder Berg durchaus eine Berühmtheit - warum? Naja, das werden wir gleich sehen.

Der Stemweder Berg ist ein Höhenrücken auf der Grenze von Nordrhein-Westfalen zu Niedersachsen.  Seine Erhebungen reichen bis 181 m über Meereshöhe. Die unteren Hänge bestehen aus eiszeitlichem Löß, einem besonders fruchtbaren Boden. Letzteres steht im Gegensatz zur Niederung weiter nördlich rund um den Dümmer, denn dort herrschen die in Norddeutschland zahlreichen Sand- und Moorböden vor. Noch nicht spektakulär genug? Na gut!

Im Gegensatz zu den nahen Dammer Bergen, die eigentlich nur aus von Gletschern vor sich her geschobenen Sanddünen bestehen, ist der Stemweder Berg in seinem Kern ein echtes Mittelgebirge und ein rund 85 Mio. Jahre alter Meeresboden, der sich im Laufe der Zeit zu kalkhaltigem Sedimentgestein verfestigte und später von tektonischen Bewegungen aus dem Untergrund empor gedrückt wurde. Und jetzt wird es langsam wirklich spannend, denn dieses kreidezeitliche Gestein enthält eine Unzahl fossiler urzeitlicher Meerestiere, die seit Abermillionen Jahren ausgestorben sind!

Seit Jahrhunderten wurde hier sandiger Kalkstein abgebaut, wobei man schon früh auf Fossilien stieß. Für die damalige Zeit galten die versteinerten Meeresbewohner so weit von der Küste entfernt oft als Belege für die Sintflut. Inzwischen wissen wir jedoch, dass die Bibel ganz andere Qualitäten hat, als ein naturwissenschaftliches Lehrwerk zu sein.

Mit den Fossilien des Stemweder Berges betreten wir eine völlig fremde und faszinierende Welt. Hier finden sich fremdartige Muscheln, Armfüßler, Seeigel, Schnecken, Belemniten und Ammoniten, aber auch seltene Wirbeltierfossilien, wie die Überreste eines Mosasauriers, eines meereslebenden Reptils, verwandt mit den heutigen Varanen und Eidechsen. Eine weitere Besonderheit sind Funde fossiler Blätter vom Festland, die in einem Meeressediment nur sehr selten zu entdecken sind, eben nur an einem Küstenstreifen. Der Stemweder Berg ist daher auch für Paläobotaniker ein wahrer Glücksfall und eine Fundgrube.

Die bekanntesten Meeresfossilien sind sicher die Ammoniten, wirbellose Meereswesen mit einem spiralförmigen, schneckenartigen Panzer aus Kalk. Sie waren Kopffüßler, ähnlich wie Tintenfische und es gab von ihnen 10000e von Arten, von Stecknadelkopfgröße bis zu knapp 2m Durchmesser. Über 300 Millionen Jahre existierten diese Geschöpfe in den Meeren unserer Erde bis am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren das große Sterben einsetzte. Vermutlich durch den Einschlag eines riesigen Meteoriten in den Golf von Yukatan wurden die Lebensbedingungen auf der Erde mit einem Schlag so verändert, dass sich nur die wenigsten Lebewesen dem anpassen und damit überleben konnten. Insofern sind die Ammoniten Zeugen sowohl eines Unterganges als auch einer Wiedergeburt, denn erst durch den Neuanfang nach der Katastrophe konnten die Säugetiere sich durchsetzen und die Erde letztlich für sich gewinnen. Und das ist schließlich die Voraussetzung dafür, dass wir beide hier gerade ein kleines Schwätzchen halten können!

Wer sich einige der Fossilien einmal in natura ansehen möchte, ist herzlich eingeladen, dies nicht weit von hier im Dümmer-Museum in Lembruch zu tun.