Eine kleine romanische Kirche...

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St. Nikolaus sei Dank hatte Edewecht endlich seine eigene Kirche. Viele Jahre lang war Edewecht nämlich von der St. Johannis-Kirche in Wiefelstede abhängig gewesen, und das war für den Kirchgang am Sonntagmorgen mal eben ein Fußmarsch von knapp 20 Km!

Seit wann Edewecht seine eigene Kirche hatte, wissen wir nicht mehr genau, für die Zeit um etwa 1300 haben wir allerdings einen ersten Beleg.

Die Edelherren von Aschwede stellen zu dieser Zeit die Pastoren in Edewecht. Ihnen ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass St. Nikolai gebaut wurde: eine kleine romanische Kirche, deren runde Fensterbögen in der Nordmauer noch erhalten sind. Einen Glockenturm hatte die Kirche zunächst wohl nicht, denn die alten Ammerländer trauten ihrem vielfach moorastigen Untergrund nicht so recht über den Weg. Der Schlag einer schweren Glocke konnte das Kirchenschiff in Schwingung bringen und beschädigen. Daher baute man hier wie überall im Ammerland den Glockenturm abseits des eigentlichen Kirchengebäudes. Der Holzturm von St. Nikolai ist für unsere Region allerdings einzigartig. Seit wann er in dieser Form hier gestanden hat, weiß kein Mensch. Man weiß nur, dass er schon im 17. Jahrhundert eine Uhr besaß. Auch weiß man, dass Edewecht seit 1440 zwei schwere Glocken besaß, die einen Glockenturm nötig machten. Den Turm selber und sein Holz kann man heute nicht mehr untersuchen, denn er ist während der schweren Gefechte in den letzten Kriegstagen 1945 leider in Flammen aufgegangen. Doch schon 1950 hatte man ihn in alter Form wieder aufgebaut. Die Edewechter können eben nur ganz schlecht ohne ihren Kirchturm!

Die ersten Edewechter Glocken hängen hier übrigens schon lange nicht mehr. Die eine wurde, nachdem sie gerissen war umgegossen. Die andere hängt merkwürdigerweise in Golzwarden, in der Wesermarsch. Wahrscheinlich hatten Landsknechte sie im 16. Jhd. während einer Fehde Oldenburgs mit Münster dorthin verschleppt. Statt ihrer läutet heute eine Glocke aus dem pommerschen Stolp in Edewecht. Sie war am Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Hamburger Glockenfriedhof gelandet und hat kurz darauf hier ihr Obdach gefunden.

Die Edewechter wissen über ihre alte Kirche aber noch viel mehr zu erzählen, als in den Geschichtsbüchern zu lesen ist. So gab es vor einigen Jahrhunderten in Edewecht einen Pfarrer namens Greverus. Dieser, der eigentlich ein Mann Gottes hätte sein sollen, war aber dem Trunke ergeben und frönte während der Sonntagsruhe der Jagd. Daher fand er nach seinem Tod im Grab keine Ruhe und musste auf dem Friedhof umgehen. Das wollten die Edewechter aber nicht zulassen und verbannten ihn schließlich unter einen großen Stein, ein Stück weit nordöstlich von hier. Allerdings musste man ihm gewähren, dass er jedes Jahr einen Hahnentritt weit zurück zur Nikolaikirche zurückkehren durfte. Was passiert, wenn er wieder da ist oder ob das vielleicht schon geschehen ist, das weiß allerdings niemand zu sagen…