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Hohe schöne Bäume, sattgrüner Rasen, Blumen, das Funkeln der Sonne auf den Wasserflächen, Entengeschnatter, alles das verbinden die Oldenburger mit ihrem Schlossgarten. Ein kleines innerstädtisches Paradies von 16 ha, das vor einigen Jahren seinen 200. Geburtstag feierte.

Peter Friedrich Ludwig, seines Zeichens Regent des Herzogtums Oldenburg, begann nicht nur seine Residenzstadt im damals modernen Stil des Klassizismus auszubauen, sondern im Sinne einer repräsentativen herrschaftlichen Prachtentfaltung sollte auch ein herzoglicher Park dienen. Platz dazu war noch genügend vorhanden, denn die Stadt war erst ansatzweise über ihre mittelalterlichen Grenzen hinausgewachsen. Die alte Stadtbefestigung, die vormals die Stadt vor Feinden geschützt hatte, war ebenfalls noch vielfach vorhanden. Insofern war es nach der Umwandlung des Schlosswalls in eine Promenade und der Anhebung des Bodenniveaus in dem dahinterliegenden ursprünglich hochwassergefährdeten Areal möglich, direkt in Nachbarschaft zum Schloss einen Park anzulegen. Vom Konzept her entsprach der Schlossgarten in vielerlei Hinsicht dem damals hochmodernen Ideal eines Englischen Landschaftsgartens, indem er sich weitgehend homogen in das außerstädtische, ländliche Umfeld einfügte. Dazu gehörte auch, dass man sich von der allzu strengen Domestizierung der Natur abwandte, wie sie in den geometrischen Buchsbaumhecken und Rabatten des Barockgartens ihren Ausdruck gefunden hatte. Der Garten sollte durch die Symbiose von Natur einerseits und menschlicher Kultur andererseits zumal Freude an Landschaft und Flora vermitteln. Den Anforderungen dieser Ästhetik entsprechend wurde mit Blickachsen gearbeitet, entweder auf botanische Strukturen wie pointiert inszenierte Baumgruppen oder auf Gebäude innerhalb und außerhalb des Gartens, so auf den Pavillon oder das Schloss selbst. Andererseits verzichtete man schließlich völlig auf Staffagebauten: Weder Tempelchen noch künstliche Ruinenanlagen oder ähnliches sind hier zu finden. Stattdessen verfügte der Schlossgarten in seinem Zentrum über einen großzügigen Wirtschaftshof mit Küchengarten, Obstgarten und Ställen, dessen Gebäudeteile bis heute dort stehen. Vielleicht typisch oldenburgisch ging es also auch im Schlossgarten recht bodenständig zu: Nicht nur Ästhetik und Erbauung galten hier etwas, sondern es sollte darüber hinaus auch etwas auf dem Teller der Schlossküche landen. Dazu kam noch ein gewisses Maß an Wissenschaftlichkeit, denn der botanisch interessierte Herzog ließ neben seinem Pavillon ein Gewächshaus errichten, in dem exotische Pflanzen ihren Platz hatten.

Im Laufe der Zeit erlebte der Schlosspark noch so manche Veränderung. Er wurde vergrößert und teilweise umstrukturiert. Die erfreulichste Wendung ergab sich jedoch sicher durch die Öffnung des Gartens für die Bevölkerung. Die Bedingung war jedoch, beim Betreten angemessene Kleidung zu tragen. So machte man sich für den Promenadengang im Schlossgarten bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts sonntagsfein. Wenn das heute vielleicht nicht mehr ganz so genau genommen wird, ist das sicherlich kein Zeichen mangelnder Wertschätzung. Ihren Schlossgarten lieben die Oldenburger heiß und innig.

Noch mehr Informationen zum Schlossgarten erhalten unter: www.schlossgarten-ol.de oder auf der sehr informativen und liebevoll gestalteten Seite www.schlossgarten-oldenburg.de, die aus einem Schülerprojekt des Herbartgymnasiums hervorgegangen ist.