Otto und Gertrude - eine charmante Begegnung

Otto und Gertrude - eine charmante Begegnung

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Frau: Harry, Harry! Nun komm schon hoch! Hach, dieser Mann, nie ist er da, wenn man ihn braucht.
Mann: Guten Tag, gnädige Frau. Genießen Sie gerade den herrlichen Ausblick?
F: Huch! Entschuldigen Sie, ich habe Sie gar nicht kommen sehen…
M: Otto von Pestel ist mein Name, Landrat dieser schönen Gegend und ich möchte nicht ohne Stolz sagen, dass ich der Namensgeber dieses Turmes bin.
F: Ach wirklich?
M: Soll ich Ihnen die Umgebung etwas erklären?
F: Wie galant, mein Herr, aber bitte!
M: Wir befinden uns hier auf der Eickener Egge, einer Kuppe der Meller Berge, einem Nebenkamm des Wiehengebirges. Sehen Sie dies altertümlich anmutende Gebäude auf der Kuppe Richtung Nordost? Das ist die Diedrichsburg. Gewissermaßen haben Sie Glück, denn jahrelang war sie von Baumkronen verdeckt, doch seit dem Orkan Kyrill vor einigen Jahren ist sie wieder von allen Seiten sichtbar. Übrigens ist die Burg nicht ganz so alt, wie man denken könnte. Sie stammt aus der Mitte des 19. Jhds. und wurde erbaut von dem Freiherrn von Vincke, der die Burgenromantik sehr liebte. Allerdings soll es auf dem Gelände, auf dem heute ein großer Wildpark mit Wildschweinen und Rehen angelegt ist, schon vor mehr als 1000 Jahren eine Fluchtburg gegeben haben. Insofern lag der gute Freiherr von Vincke gar nicht so verkehrt.
F: Soso.
M: Wenden Sie sich nun mit mir einmal nach links.
F: Huch! Mein Herr, nicht so schwungvoll!
M: Verzeihung! - Dort liegt die Stadt Melle. Sie hat inzwischen 46000 Einwohner und ist die größte Stadt im Landkreis Osnabrück. Der Name Melle wird mit dem Lateinischen mons, montis (maskulinum) mit der Bedeutung: „Berg“ in Verbindung gebracht.
F: Maskulinum, na das passt ja…
M: Hm, ja. Sehen Sie, die Stadtsilhouette ist geprägt von der ev. St. Petri Kirche links und der mittelalterlichen St. Matthäus-Kirche weiter rechts, die etwa aus dem Jahr 1200 stammt.
F: Wie interessant!
M: Weiter links, Richtung Süden sehen Sie fast direkt unter uns den Meller Ortsteil Eicken-Bruche, eine uralte Bauernschaft, die einstmals, wie ihr Name besagt, auf einer eichenbewachsenen Wiese stand.
F: Was Sie alles wissen.
M: Drehen Sie sich noch ein gutes Stück weiter nach links, fällt Ihr Blick auf den Stuckenbergturm, gewissermaßen den kleinen Bruder der Ottoshöhe. Auch der ist immer einen Aufstieg wert!
Ehemann: Gertrude! Was machst du denn hier so lange? Wir wollen doch weiter!
F: Ich habe mich nur gepflegt mit Herrn Otto unterhalten… Herr Otto? Wo sind Sie denn?
E: Gertrude! Du willst doch nicht behaupten, du hättest mit dem Otto gesprochen, der hier den Turm aufgestellt hat!
F: Jawohl, genau das habe ich.
E: Deine Phantasie möcht ich haben! Der ist doch schon seit 100 Jahren tot!
F: Ich, glaube, ich werde ohnmächtig.

Die Eickener Egge - eine regionale Besonderheit

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Die Eickener Egge, auf der der Ottoturm steht, stellt im landschaftlichen Umfeld eine Besonderheit dar. Denn sowohl der Teutoburger Wald südlich von hier als auch das im Norden gelegene Wiehengebirge verlaufen nahezu in Ost-West-Ausrichtung, die Eickener Egge erstreckt sich jedoch geradezu senkrecht dazu in annähernder Nord-Süd-Ausrichtung. Der Grund für die Gestaltung dieser Formation liegt darin, dass das Gebirge hier besonders zerrüttet ist. Bäche konnten sich entlang der Brüche in den Untergrund graben, so dass nur einzelne Höhenrücken stehen blieben, deren Ausrichtung durch die Wassererosion vorgegeben war.
Insgesamt ist das Gestein ist nicht besonders resistent gegenüber Verwitterung. Und trotzdem ist dieser Schilfsandstein mit seiner typischen graugrünen Färbung vielfach auch als Baumaterial benutzt worden. Nach einem Begriff aus dem Fränkischen wird er als „Keuper“ bezeichnet, was so viel bedeutet wie „Bröckeliges Gestein“. Tatsächlich wird die Oberfläche des verbauten Steins relativ schnell recht weich und krümelig, wie an Rathaus und Dom in Osnabrück feststellbar ist oder auch vor Ort an der alten St.-Matthäus Kirche in Melle.
Eine andere, fast einmalige Besonderheit zeigt sich in dem unscheinbaren Flüsschen Else, das sich südlich von hier durch die Landschaft zieht. Die Else hat nämlich keine Quelle! Sie spaltet sich bei Gesmold von der Hase ab. D. h. während die Hase weiter ihre Bahn Richtung Ems im Norden zieht, fließt der andere Teil als Else weiter zur Weser. Eine solche sehr seltene Flussspaltung wird „Bifurkation“ genannt und existiert in ganz Deutschland insgesamt nur an zwei Stellen.