Hufeisenregion

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Der historische Wasserturm zwischen den Gleisanlagen und Hof Gösmann in Hasbergen ist ein echtes Unikat und ein einzigartiges Industriedenkmal: Es gibt tatsächlich kein vergleichbares Objekt, da es in seiner ganzen Bauweise sehr speziell ist. Zum einen ist dieser Wasserturm – entgegen den meisten anderen Exemplaren – viereckig und erinnert damit fast an einen römischen Wachtturm. Außerdem ist er aus einem besonderen Baumaterial gemauert: In der Eisenhütte Georgsmarienhütte wurde aus der Hochofenschlacke, die beim Produzieren von Roheisen anfällt, sog. Hüttensteine geformt, die wie Backsteine verwendet wurden. Insofern hat der Turm selbst hierin seine Herkunft in der Eisenhütte.
In Georgsmarienhütte war 1858 der erste Hochofen angeblasen worden, womit die autarke Eisengewinnung des Königreichs Hannover anlief. Infrastrukturell stand das ganze Unternehmen jedoch auf ziemlich tönernen Füßen. Die Erzgruben lagen mit 7 km Entfernung zu weit von den Hochöfen entfernt und die Kohle musste nach Stilllegung der wenig ergiebigen Kohlegruben in der Umgebung extra aus dem Ruhrgebiet herangeholt werden. Das alles war ohne Eisenbahn gar nicht zu bewältigen. Entsprechend eilig verliefen die Planungen für einen Anschluss. Mit der Hüggelbahn von 1866 und der Bahnstrecke Georgsmarienhütte-Hasbergen, die 1870 den Anschluss an die Strecke Münster-Osnabrück brachte, war das logistische Problem schließlich bewältigt. Beide Strecken verblieben übrigens außerhalb des Reichsbahnnetzes und wurden als eine Privatbahn von der Stahlhütte betrieben.
Zusammen mit den Gleisen war auch der Wasserturm zur Wartung der Lokomotiven durch das Unternehmen gebaut worden. Mit dem etwa zehn Kubikmeter großen Tank wurden die Werkslokomotiven des Stahlwerks, die ja alle unter Dampf fuhren, mit Wasser versorgt. Dieses wurde aus dem Brunnen unter dem Wasserturm in den Tank des Turmes gepumpt, dessen Höhe den notwendigen Wasserdruck gewährleistete. Von dort aus floss es in eine Leitung unterhalb des Gleisbettes. Durch einen sog. „Schwanenhals“ wurde dann die Lokomotive mit dem Wasser gespeist.
Die Zeit der Dampflokomotive ist inzwischen längst Geschichte. Daher war der Wasserturm seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb. Der Kultur- und Verkehrsverein Hasbergen hat mit Unterstützung von Fördergeldern jedoch dafür gesorgt, dass der Turm erhalten blieb, saniert wurde und nun sein ursprüngliches Aussehen zurückerhalten hat.