Hufeisenregion

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Die herrliche gotische Kirche zu St. Peter und Paul, die nach dem örtlich Fluss auch gerne einmal mit Stolz als „Dütedom“ bezeichnet wird, sieht zwar altehrwürdig aus - ist es aber nicht… Oder vielleicht doch ein bisschen. Naja, lassen Sie es mich so erklären:

Der Ort Oesede, heute Stadtteil von Georgsmarienhütte, wird schon im 9. Jhd. urkundlich erwähnt und zu dieser Zeit könnte er schon eine Kirche gehabt haben. Immerhin schon im 11. Jhd. taucht die Kirche St. Remigius selber in einer Urkunde des Klosters Iburg auf.

Ein klein wenig später wird man eine neue romanische Kirche gebaut haben, die hier über Jahrhunderte hinweg stand. Allerdings erwies sie sich, wie viele andere Kirchen auch, im Laufe der Zeit als zu klein. Daher wurde sie mehrfach umgebaut, erweitert und renoviert, so dass im 19. Jhd. eigentlich nur noch der alte Turm stand.

Nun gab es in Oesede aber nicht nur das natürliche Bevölkerungswachstum, sondern durch die Gründung der Georgsmarienhütte erfuhr die Gegend ab 1856 eine Umstrukturierung wesentlicher Lebensbereiche. Bis zu diesem Zeitpunkt war das südliche Osnabrücker Land eine beschauliche Landschaft mit einer Handvoll Bauerndörfern gewesen. Jetzt wurde die Stahlhütte zum industriellen Zentrum, das weithin Arbeitskräfte an sich zog. Entsprechend nahm die Einwohnerschaft geradezu explosionsartig zu. Darauf konnte die Kirche gar nicht so schnell reagieren. Plötzlich war St. Remigius, das vielleicht noch für Generationen gut gewesen wäre, viel zu klein.

Um diesen Missstand zu beheben, wurde 1897 ein Sammelverein ins Leben gerufen, der das Geld für einen Kirchenneubau zusammenbringen sollte. Nur sechs Jahre später erfolgte die Grundsteinlegung.

1906 war der fast domartige Kirchenbau samt seinem 75 Meter hohen Turm fertiggestellt. Er wurde unter dem Patronat von St. Peter und Paul geweiht, in Traditionsfortführung der alten Kirche, die seit den Zeiten des 30jährigen Krieges in der Regel nicht mehr als St. Remigius, sondern mit dem Namen der beiden Apostelfürsten bezeichnet wurde.

Kirchenschiff und Chor der alten Kirche wurden nun leider abgerissen. Die Steine des uralten romanischen Kirchtur­mes hatten sogar schon 1903 in den Fundamenten der neuen Kirche Verwendung gefunden. Der Gedanke des Denkmalschutzes spielte damals offenbar noch keine besonders große Rolle.

Insofern ist diese Kirche aber eigentlich beides: einerseits gotisch, aber neugotisch, einerseits St. Peter und Paul, andererseits aber auch ein Stück St. Remigius, einerseits erst knackige gut 100 Jahre alt, andererseits aber fußend auf einer Tradition, die bis ins frühe Mittelalter zurückreicht.