Hufeisenregion

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Die Damen des Benediktinerinnenklosters waren tüchtige Frauen, die etwas vom Wirtschaften verstanden. Sie trieben als Grundherrschaft des Kirchdorfes Oesede und weiterer Ländereien nicht nur die Abgaben ein, sondern sie wurden durch unterschiedliche wirtschaftliche Aktivitäten regelrechte Unternehmer.
Einer ihrer Betriebe war die alte Ölmühle in Kloster Oesede. Die Mühle, in der aus den Samen der heimischem Flachspflanze Öl gewonnen wurde, war eine Wassermühle. Das war bis in die Neuzeit hinein die gängige Art, wie die Menschen in unseren Breiten die Kräfte der Natur für sich in den Dienst nahmen. Die technisch noch aufwendigere Windmühle setzte sich erst später durch.
Um die Kraft des Wassers möglichst optimal nutzen zu können, wurden auch hier an der Ölmühle, das Fließgewässer, nämlich der Schlochterbach, aufgestaut, um einerseits die Fallhöhe zu vergrößern und damit die Kraft des Wassers zu erhöhen. Andererseits erhielt man damit gleichzeitig ein Wasserreservoir, das verhinderte, dass in Trockenzeiten, in denen der Bach weniger Wasser führte, die Mühle nicht einsatzfähig war. Ein Überrest dieses Mühlenteiches sind die heutigen Fischteiche, ein Stück südlich von hier.
In der Ölmühle war zusätzlich eine Bokemühle untergebracht, die eine weitere Möglichkeit eröffnete, den Flachs zu verarbeiten. Mit vier großen Stampfern wurden hier die Flachsstengel zerschlagen, damit man aus ihren Fasern schließlich Leinen spinnen konnte.
Die Flachspflanze war im gesamten südlichen Osnabrücker Land weit verbreitet, da sie auf den hiesigen Sand- und Lehmböden besonders gut gedieh. Insofern war es für die Ordensschwestern vom Kloster Oesede eine Frage wirtschaftlicher Klugheit, diese flachsverarbeitende Mühle zu bewirtschaften.
Natürlich darf man sich nicht vorstellen, dass die frommen Frauen persönlich in ihrer Ölmühle standen. Sie waren feudale Grundbesitzer, d.h. sie verpachteten die Mühle, ähnlich wie sie auch ihr Land verpachteten, und dafür Anteile an den Erträgen erhielten.
Seit welcher Zeit eine Ölmühle hier stand, lässt sich kaum noch sagen. Ihr Alter dürfte aber einige hundert Jahre betragen.
Nachdem es nicht mehr genutzt wurde, verfiel das Gebäude schließlich, so dass heute nur noch die Grundmauern übrig sind, ebenso wie zwei Mühlsteine, die vom Heimatverein vor einigen Jahren geborgen wurden.