Hufeisenregion

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Heißen Sie vielleicht Pötter, Pottbäcker oder Pöttker? Dann könnte es durchaus sein, dass Ihre Vorfahren im westfälischen Raum, eventuell sogar hier direkt in Hagen dem Töpferhandwerk nachgingen.
Die Region um Osnabrück ist eine der traditionsreichsten Töpferlandschaften in Deutschland. Das liegt vor allem daran, dass der natürliche Rohstoff durch die günstige Geologie des Osnabrücker Landes vor Ort vielfach vorhanden war. Auch in Hagen ist die Existenz von Töpfereien schon seit dem Mittelalter belegt. Sie bekamen ihr Material aus dem Goldbachtal, dessen Ton- und Schiefertonschichten besonders geeignet sind, da sie frei von sandigen und kalkigen Beimischungen sind. Um an den kostbaren Rohstoff heranzukommen, gruben die Töpfer manches Mal große Löcher in die Äcker der dort ansässigen Bauern, was nicht ohne Folgen blieb. Erboste Beschwerden darüber, dass sich das Vieh darin zu Tode stürzte, finden sich heute noch in den Archiven.
Allgemein aber war es für die Menschen, die ansonsten fast ausschließlich nur von der Landwirtschaft lebten, ein Glücksfall, dass der Ton hier so reichlich vorkommt, bot er doch die Möglichkeit zumindest eines Zusatzverdienstes, wenn nicht sogar der Entwicklung einer einträglichen Profession. So ist nachweisbar, dass die Höfe, auf denen das Töpferhandwerk betrieben wurde, selbst die schlechten Zeiten des 30-jährigen Krieges einigermaßen glimpflich überstanden. Der Absatzmarkt für die hiesigen Töpfererzeugnisse zog weite Kreise bis nach Osnabrück und Münster, denn sogenannte „Kiepenkerle“, mobile Händler mit einer Kiepe, einem großen Korb auf dem Rücken, brachten die Ware zu den Märkten.
Zeugnisse der alten Töpfertradition sind hier in Hagen im alten Pfarrhof zu bewundern, und zwar in zweifacher Weise: In einem Teil der Sammlung werden viele ausgewählt schöne Stücke präsentiert, die in den letzten Jahren durch Ankauf oder Schenkung erworben worden sind. Der andere Teil der Sammlung präsentiert archäologische Funde aus dem 16. bis zum 20. Jhd. Sie stammen aus einer groß angelegten Ausgrabungskampagne auf dem Areal dreier alter Hagener Töpfereien. Da diese Sammlung eine der bestbestückten und größten ihrer Art in ganz Nordwestdeutschland ist, sollte jeder Freund formschöner Keramik hier einen Besuch unbedingt fest einplanen.
Aber auch das Gebäude selbst, in dem die Sammlung untergebracht ist, kann sich sehen lassen. Der stimmungsvolle Fachwerkbau, der den vorderen Teil des Alten Pfarrhauses bildet, stammt aus dem Jahr 1723. Das dahinter gelegene Steinwerk ist in Teilen sogar noch etwa hundert Jahre älter. Es beherbergt heute Hagens öffentliche Bibliothek.
Heute spielt das Töpferhandwerk in Hagen kaum noch eine Rolle. Die letzte große Werkstatt, die Töpferei Hehemann, schloss 1949. Sie steht heute im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold und kann dort bewundert werden. Nur die Töpferei Niehenke auf der Grenze zwischen Hagen und Hasbergen ist noch aktiv und führt als einzige die hiesige Töpfertradition fort.