Die erste Seite des Kirchenbuches von 1655 mit der ältesten Darstellung der St. Johannis Kirche

Text

Als Glandorf im 30-jährigen Krieg, am 5. Mai 1636, in einem lodernden Flammenmeer versank, brannte auch die St. Johannis Kirche bis auf Teile des Turmes nieder. Doch zeitgenössische schriftliche Belege der Ereignisse jener Tage finden sich in keinem Archiv. Der einzige, buchstäblich in Stein gemeißelte Hinweis findet sich hier im Türsturz der sogenannten Brauttür in lateinischer Sprache. Übersetzt steht dort geschrieben:
„Im Jahre Christi 1636, dem 5. Tag des Mai, ist dieser Tempel elendigst niedergebrannt worden. Aber am 30. Tag im August desselben Jahres befand er sich im Beginn des Wiederaufbaus. Möge der Fortschritt mit Jehova als Lenker einen glücklichen Ausgang bringen.“
Bei der Übersetzung fällt auf, das dem Steinmetz ein Fehler unterlaufen sein muss. Er schrieb „EGERSSUS“ statt „EGRESSUS“ (= der Ausgang, die „Schiffs“- Landung). Auch wenn die Verwechslung der Buchstaben damals bereits auffiel, wird man auf eine Korrektur verzichtet haben, denn dafür hätte der ganze Stein ausgewechselt werden müssen. Aber Baustoffe dieser Art waren damals rar und teuer. Die Inschrift selber verrät uns nur schemenhaft die Umstände des Brandes, jedoch nicht die Gründe oder die Verursacher. Diese Information wurde höchstwahrscheinlich über Jahrhunderte nur durch den Volksmund überliefert.