Die Brennerei Jostes noch mit sichtbarem Natursteinmauerwerk um 1920

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„Alles klar mit Korn“ – so lautete ein bekannter Werbespruch der Brennerei Jostes, die über vier Generationen hinweg in Glandorf Schnaps gebrannt hat. 1824 hatte Ludwig Jostes den Betrieb gegründet, der das regionale Umland hochwertig und hochprozentig versorgte.

Der Schnaps wurde aus Getreide gebrannt, zeitweise Roggen, seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aber ausschließlich aus Weizen. Das hatte damit zu tun, dass der Familienbetrieb Jostes ein landwirtschaftliches Kornbrennrecht hatte. Das heißt, der Betrieb musste eine Verbindung zur Landwirtschaft haben, um das Brennrecht ausüben zu dürfen. Entsprechend baute die Familie Jostes auf 35ha Land Weizen an, aus dem dann der Schnaps gebrannt wurde.

Alles regional, alles nach höchsten Qualitätsmaßstäben und alles insofern nachhaltig, als dass sogar die anfallende Schlempe, das Restprodukt mit hohem Eiweißgehalt, schließlich als Futter für die Rindermast genutzt wurde.

„Jostes witten Schluck“ war in Glandorf und Umgebung ein feststehender Begriff, und der „weiße Schnaps“ machte seinem Namen alle Ehre, denn dieser Kornbrand war überhaupt einer der ersten, der keine Eintrübung besaß und deshalb wirklich als „Klarer“ ausgeschenkt werden konnte.

Jährlich 40000 Liter reinen Alkohols wurden zuletzt in der Brennerei für die Pharmaindustrie produziert - eine stolze Menge. Aber dennoch hat die Kornbrennerei Jostes letztendlich den Betrieb einstellen müssen.

Max Jostes, der seit 1954 das Unternehmen geleitet hatte, gab im Jahr 2012 mit Wehmut auf, und zwar aus Altersgründen. Es wollte sich einfach kein geeigneter Nachfolger für den traditionsreichen Familienbetrieb finden lassen. Somit endete dann die fast 200jährige Firmengeschichte zum allgemeinen Bedauern.

2013 kaufte der Bauunternehmer August Gründker die Gebäude der alten Brennerei. Ihm war es ein großes Anliegen, den alten Baubestand weitestgehend  zu erhalten. Heute beherbergt das Industriedenkmal eine kleine Gastronomie, Ladengeschäfte und Wohnungen mit barrierefreiem Zugang.