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Mittels Wasserkraft eine Mühle zu betreiben, ist eine Technik, die sich in unseren Breiten bereits im frühen Mittelalter durchgesetzt hat, lange bevor von den Niederlanden her die Windmühlen bei uns Einzug hielten.
Von der Rasteder Wassermühle erfahren wir zum ersten Mal durch die Chronik des hiesigen Benediktinerklosters. Denn für das Jahr 1280 ist darin verzeichnet, dass Abt Otto die Wassermühle mitsamt dem danebenliegenden Hof zur Selbstversorgung der frommen Klosterbrüder erwarb.
Wie auch das Kloster existiert der alte Mühlenbau aus jener Zeit schon längst nicht mehr. Aber einen Nachfolgebau genau am Standort der mittelalterlichen Mühle sehen Sie hier vor sich! Die Ausgestaltung des Baus stammt aus der Mitte des 19. Jhds. Der damals regierende Großherzog Paul Friedrich August ließ die Mühle im sogenannten „Schweizerhaus-Stil“ renovieren.
Wie der Name schon sagt, sollten die geschnitzten Holzbalustraden der Fassade den Charme alpenländischer Bauernhäuser verleihen. Eine solche Gestaltung lag damals absolut im Trend der Zeit, denn Spätromantik und Biedermeier idealisierten den Alpenraum zum Inbegriff eines gesunden und natürlichen Landlebens. Entsprechend galt auch der aufkommende Alpentourismus als besonders chic.
In der oberen Etage der Mühle ließ der Großherzog einen Salon einrichten. Gerne kehrten die Mitglieder der Familie und deren Gäste bei ihren Ausflügen durch den Park dort ein.
Das Erdgeschoss allerdings blieb noch längere Zeit an einen Müller verpachtet, der, wie schon seine Vorgänger, das Korn der umliegenden Bauern zur Versorgung des großherzoglichen Haushalts mahlen ließ. Aber auch das liegt inzwischen mehr als ein ganzes Jahrhundert zurück.
Heute befindet sich die einstige Mühle in Privatbesitz. Eine ganze Reihe von baulichen Elementen wurde mittlerweile erneuert, doch das alte Mühlrad ist noch immer zu entdecken.
Seit 1980 wird die Mühle gastronomisch genutzt, der rückseitige Anbau mit dem Restaurant stammt aus dem Jahr 1989.