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Durch das Gehölz des Rasteder Schlossparks verläuft der uralte „Loyer Kirchweg“, der Weg, den die Einwohner der Ortschaften Loy und Barghorn früher benutzten, um sonntags den Gottesdienst in der Rasteder St.-Ulrichs-Kirche zu besuchen.
Lange Zeit existierten an dem hiesigen Stück des Weges bäuerliche Kleinbetriebe. Überreste davon sind noch immer zu erkennen, und zwar in Form von Gräben, die damals gezogen worden sind, um das Gelände trockenzulegen.
Doch ansonsten ist der Charakter der Landschaft mittlerweile völlig verändert:
Um 1870 ließ Großherzog Nikolaus Friedrich Peter die landwirtschaftlichen Flächen ankaufen und die Gegebenheiten rückseitig des Schlosses nach seinen Wünschen völlig neu gestaltet. Im Zuge der Neuanlage wurden hier zu beiden Seiten des Weges Haine aus Rosskastanien und Esskastanien gepflanzt. Kastanien gehörten zu den Lieblingsbäumen des Großherzogs, zumal deren Früchte dem Wild zur Nahrung dienten. So wurde aus diesem etwa 200 m langes Teilstück des alten Loyer Kirchweges die „Kastanienallee“.
Im Laufe der Zeit verschwanden die Haine jedoch wieder. Nur entlang des Weges beließ man die Bäume und pflanzte einige nach, so dass der heutige alleeartigen Charakter entstand. Auffällig sind zudem einige sehr alte Eichen, die einstigen Hofeichen der alten Bauernhöfe, die heute als Naturdenkmale eingetragen sind. Besonders zu nennen ist die mächtige Drillingseiche, die auf der Freifläche gegenüber der Allee zu sehen ist. Vermutlich wurden zur Zeit der Kastanienpflanzungen drei Eichensetzlinge miteinander in ein einziges Pflanzloch gesetzt.
Wie überall in Europa leiden heutzutage viele der Kastanien unter der sog. „Miniermotte“. Dieses aus dem Balkan stammende etwa 4mm große Insekt überwintert auf dem Boden im alten Laub und legt dann vom Frühjahr bis zum Herbst in mehreren Generationen seine Eier in den Blättern der Kastanien ab. Die von den Larven angefressenen Blätter werden schon im Hochsommer auffällig braun und fallen von den Zweigen ab. Da diese Mottenart jedoch rotblühende Kastanien nicht befällt, wird für Nachpflanzungen überwiegend diese Sorte verwandt. Übrigens sind alle nachgepflanzten Kastanien von Rasteder Bürgern gespendet worden.