Schon immer in bester Lage ...

Bramsche - Schon immer in bester Lage

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Das 28 Meter hohe Bramscher Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs steht auf dem Bramscher Berg und damit dem höchsten Punkt der Stadt. In diesem vom Bramscher Architekten Friedrich Schroeder 1934 entworfenen Bauwerk sind die Aspekte der mittelalterlichen Romanik wie der Industriearchitektur des 19. Jhds. vereint, die beide zur Stadt Bramsche gehören.
Schauen wir zunächst in Richtung Ortskern. Aus der Silhouette der gut 30000 Einwohner zählenden Stadt ragen drei völlig unterschiedliche Bauwerke heraus.
Nicht zufällig steht da zunächst der sechseckige Wasserturm ganz in der Nähe des Bramscher Bahnhofs. Er diente nämlich dazu, die Kessel der Dampflokomotiven zu befüllen. Als die Dampfrösser jedoch ausstarben, wurde der Turm überflüssig. In privatem Besitz blieb er jedoch erhalten und dient heute als originelles Wohn- und Bürogebäude.
Die inmitten der sehenswerten Altstadt liegende St. Martinskirche ist die Keimzelle der Stadt. Bereits im frühen 9. Jhd. wurde sie auf einer Anhöhe gegründet, die in der Nähe einer Furt durch die Hase lag. Hier verlief der wichtige Handelsweg zwischen den beiden christlichen Missionspunkten Bremen und Osnabrück. Die Benennung nach dem angesehensten Schutzheiligen der Franken, St. Martin, lässt auf eine besondere Bedeutung des Gotteshauses schließen. Hauptschiff und Turm der heutigen Kirche wurden um 1200 im romanischen Stil gebaut. Ein wenig jünger ist der gotische Chor.
Etwas weiter entfernt liegt der Schornstein der bekannten, hier seit über 100 Jahren ansässigen Tapetenfabrik Rasch. Heute dient er nur noch als Landmarke, da er wegen der verbesserten Produktionstechnik eigentlich gar nicht mehr gebraucht wird.
Sicherlich ist Ihnen noch ein anderes Industriedenkmal der Stadt bekannt, nämlich das Bramscher Tuchmachermuseum, in dem Sie sich über Herstellung und Einfärbung von Stoffen in den letzten drei Jahrhunderten informieren können. Ein berühmtes Produkt dieser Fabrik war das „Bramscher Rot“, ein Tuch, mit dem auch die englischen Soldaten eingekleidet wurden, die die amerikanischen Unabhängigkeitskämpfer um George Washington als „Rotröcke“ bezeichneten.
Wenn Sie sich das weitere Umfeld der Stadt ansehen, wird deutlich, dass Bramsche wie zu seinen Anfangszeiten auch heute noch an wichtigen Verkehrsadern liegt, nämlich der Autobahn 1 und dem Mittellandkanal.

Das Wiehengebirge: Nichts als abgelagerter Küstenschlamm?

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Vom Bramscher Ehrenmal aus haben Sie zumal bei gutem Wetter einen erstaunlichen Rundblick.
Im Nordosten liegen beispielsweise einige weit entfernte Anhöhen. Das sind die Dammer Berge, eine sog. Endmoräne, ein Höhenzug, der zum größten Teil aus Sand und Geröll besteht, weil ein Eiszeitgletscher einst riesige Mengen davon vor sich herschob und liegen ließ, sobald er sich nach dem Ende der Kälteperiode wieder zurückzog. So entstand ein U-förmiger Wall, dessen östlicher Teil die Dammer Berge bilden, die Ankumer Höhen den westlichen. Letztere liegen von hier aus gesehen hinter dem uns benachbarten Höhenzug namens Gehn und sind daher außerhalb unseres Sichtfeldes.
Nach Westen hin öffnet sich jenseits der Stadt Bramsche der südlichste Teil der norddeutschen Tiefebene. Sie wird nach rechts, Richtung Südost, vom Wiehengebirge begrenzt. Dieser Felsrücken zieht sich wie ein Wall bis zur Porta Westfalica und setzt sich im Weserbergland fort.
Es verdankt seine Existenz einer besonders festen Gesteinsschicht, die aus der Jurazeit, vor rund 150 Millionen Jahren stammt. Damals war dieses Gestein noch als Schlamm an einer Küste abgelagert, an der die Dinosaurier unterwegs waren. Glauben Sie nicht? Ha! Ihre Spuren können zum Beispiel bei Bad Essen etwa 30 Kilometer von hier bestaunt werden!
Am Ende der Kreidezeit wurde dieser versteinerte Schlamm gemeinsam mit anderen durch die tektonischen Gewalten in der Erdkruste aufgefaltet und schräg gestellt. Anschließend verwitterte das Gestein im Laufe der Jahrmillionen, und da unser ehemaliger Schlamm Wind, Wasser und Eis besser widerstand als die anderen Gesteine, blieb er als quer durch die Landschaft ragender Felskamm erhalten.
Dass am Fuße genau dieser Berge nicht weit von hier die Legionäre des Varus ihren letzten Seufzer getan haben, wird Ihnen ja wahrscheinlich bekannt sein.
Jenseits des Wiehengebirges beginnt nach Süden hin das Osnabrücker Bergland. Sie können von hier aus den Piesberg direkt bei Osnabrück mit seinen drei gigantischen Windrädern auf der Kuppe sehen.
Wenden Sie sich nach Südwesten, sehen Sie vielleicht auch noch die Schornsteine des Kohlekraftwerks in Ibbenbühren, das wäre dann schon Nordrhein-Westfalen.
Nach Westen hin begrenzt der schon einmal erwähnte Berg Gehn unseren Blick. Mit ihm endet der westliche Ausläufer des Wiehengebirges. Einerseits ist es vielleicht schade, dass er dort unseren Blick verstellt, andererseits verdanken wir ihm, das wir überhaupt so hoch stehen können, denn unser Turm besteht aus nichts anderem als dem feinkörnigen Sandstein, der genau an diesem Berg gebrochen wurde.